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Forsthaus Rombach - Massaker im Forsthaus
in Unheimliche Orte 19.12.2011 18:28von Sunny (gelöscht)

Tatzeit:
Nacht vom 24. zum 25. April 1945
Tatort:
Forsthaus Rombach bei Enzklösterle
Delikt:
Zehnfacher Mord
Urteil:
Keines – Fall ungeklärt
Zeitenwende in Europa: Im Frühjahr 1945 ist der Vormarsch der Alliierten Truppen auf das Gebiet der Deutschen Reiches nicht mehr aufzuhalten. Am 1. April überschreitet die französische Armee den Rhein nördlich von Karlsruhe.
Auch in der an der Grenze zwischen Baden und Württemberg gelegenen kleinen Gemeinde Enzklösterle im Nordschwarzwald hinterlässt das Kriegsgeschehen seine Spuren. Im Forsthaus Rombach sieht sich die dort lebende Familie Schultheiß gezwungen, im Keller auszuharren. Die französischen und deutschen Truppen liefern sich schwere Kämpfe in unmittelbarer Nähe. Die Wehrmacht setzt dabei Granatwerfer und schwere Artillerie ein, die Einschläge sind auch im Forsthaus zu spüren.
Am 13. April geraten Erich und Eugen Schultheiß, Förstersohn und Bruder des Försters, sowie Förster Max Schultheiß in Gefangenschaft. Sie werden von französischen Soldaten aus dem Keller geholt und in den nahe gelegenen Ort Dobel gebracht.
Bereits 7 Tage später, am 20. April, werden sie wieder entlassen und machen sich auf den Rückweg nach Enzklösterle, wo sie allerdings erneut festgenommen werden. Dies rettet den Männern das Leben.
Am Abend des 24. April 1945 herrscht keine gute Stimmung im Forsthaus. Es gibt Streit. Das Thema: Politik. Nach 12 Jahren liegt Hitlers Drittes Reich in Scherben.
Ein anderer Zeuge erinnert sich, gegen 19:30 Uhr einen Jeep gesehen zu haben. Darin fahren vier Uniformierte „mit europäischem Aussehen“ in Richtung Forsthaus. Diese Männer sollen das Forsthaus auch aufgesucht haben, bevor sie es gegen 21:15 Uhr wieder verlassen. Gegen 21:30 eskaliert der Streit im Rombach-Haus. Die mit der Familie befreundete und dort zu Besuch gewesene Ottilie Becker verlässt mit ihren Kindern das Anwesen und geht mit ihnen in die nahe gelegene Hirschbrunnenhütte. Anderthalb Stunden später folgt ihnen die 18-jährige Felizitas Becker in Begleitung von Sophie Schultheiß. Eine schicksalhafte Entscheidung.
Später in dieser Nacht wird der Jeep erneut gesehen. Anwohner bezeugen später, dass er im Leerlauf und ohne Licht gegen 1:45 Uhr in Richtung Enzklösterle gefahren ist.
Am nächsten Morgen wollen die Freunde und Bekannten, welche die letzte Nacht in der Hirschbrunnenhütte verbracht haben, wie verabredet der Familie Schultheiß beim Kartoffelnsetzen helfen. Felizitas Becker macht sich als erste auf den Weg zum Forsthaus. Dort erwartet sie ein grausamer Anblick. Sie findet Mina, die Frau des Försters, tot, erschossen.
Doch erst als die französische Kommandantur von dem Verbrechen in Kenntnis gesetzt wird, kann man allmählich das ganze Ausmaß des Grauens ermessen. Französische Soldaten machen sich gemeinsam mit dem Bürgermeister auf den Weg zum Forsthaus und die Soldaten betreten es mit gezogener Waffe.
Die Männer stehen vor den Überresten eines grausamen Massakers. Das Innere des Hauses ist mit Blutspuren übersät. Sämtliche Mitglieder der Familie Schultheiß scheinen einem brutalen Mordwahn zum Opfer gefallen zu sein. Die Soldaten zählen 9 Tote, allesamt erschossen. Die Soldaten finden dann ein 4 Monate altes Baby mit schwersten Verletzungen, das drei Tage später ebenfalls stirbt. Damit sind 10 Menschen dem Massaker zum Opfer gefallen.
Doch es gibt einen Überlebenden: Fritz, der mit sieben Jahren jüngste Sohn des Försters. Er hatte sich in seinem Bett unter der Decke versteckt. Drei Schüsse sind auf ihn abgefeuert worden, doch er blieb unverletzt.
Nach der ersten Besichtigung wird am folgenden Tag die Französische Sûreté als polizeiliches Exekutivorgan zu den Ermittlungen hinzugezogen. Die Polizeibeamten dokumentieren den Tatort. Die Leichen bleiben danach noch eine Woche im Forsthaus, das versiegelt wird. Erst nach Freigabe durch die franz. Truppen werden die Ermordeten schließlich am 1. Mai 1945 auf dem nahe liegenden Mittelenztal-Friedhof beigesetzt.
Heutige Nachforschungen zu dem Verbrechen gestalten sich schwierig. Aus den damals erstellten deutschen Protokollen fehlen drei Seiten. Andere Unterlagen unterliegen einer 100jährigen Sperrfrist.
Das Haus steht heute leer.
(Quelle: Morde vor der Haustür - Die Rätselhaftesten Kriminalfälle in Südbaden, hier stark gekürzte Fassung)


RE: Forsthaus Rombach - Massaker im Forsthaus
in Unheimliche Orte 20.12.2011 20:37von Sunny (gelöscht)

Hi Flatline,
offensichtlich steht das Gebäude leer. Ich weiß allerdings nicht ob dies nun schon seit dem Massaker so ist (was aber sicherlich verständlich wäre - wobei es mich dann wieder verwundert, dass es nicht abgerissen wurde). Am Gebäude ist auch eine Gedenktafel angebracht. Außerdem habe ich in einem anderen Forum gelesen, dass wohl kurzzeitig eine Art Museum geplant war, dieses dann aber verworfen wurde, da man zuviel Angst vor Einbrüchen hatte. Darauf aber auch keine Gewähr.


RE: Forsthaus Rombach - Massaker im Forsthaus
in Unheimliche Orte 26.04.2012 10:59von Shara13 •

Das ist ja mal interessant.
Das Haus selber, wie es auf dem Foto zu sehen ist, könnte mir gefallen. Sieht auf jeden Fall gepflegt aus. :)
Was ich nicht verstehe ist folgender Satz:
Zitat
Später in dieser Nacht wird der Jeep erneut gesehen. Anwohner bezeugen später, dass er im Leerlauf und ohne Licht gegen 1:45 Uhr in Richtung Enzklösterle gefahren ist.
Wie funktioniert das? Wie kann ein Auto im Leerlauf irgendwohin fahren, wenn es nicht gerade den Berg hinunter rollt?
Dennoch. Interessant. Besonders die Tatsache, dass die Akten für 100 Jahre gesperrt sind. Und natürlich die drei fehlenden Seiten. Ist das denn alles tatsächlich so, oder könnte es sich bei den "Fakten" um die Akten nur um Gerede handeln?
"Darkness, darkness hide my yearning
For the things that cannot be
Keep my mind from constant turning
Toward the things that cannot see."
(Lisa Torban "Darkness, Darkness")

RE: Forsthaus Rombach - Massaker im Forsthaus
in Unheimliche Orte 20.08.2012 19:16von Sunny (gelöscht)

Huhu,
und sorry, dass ich nicht früher reagiert habe :/. Wie erwähnt, stammt o.g. Text aus dem Buch "Morde vor der Haustür", das für sich erst einmal den Anspruch erhebt, sich an Fakten zu halten. In wieweit diese dann tatsächlich der Realität entsprechen, ist sicherlich auch hinsichtlich der zeitlichen Distanz nicht ganz einfach zu klären. Dass Akten nach einem Mordfall unter Verschluss gehalten werden, ist hingegen nicht wirklich selten. Das Gleiche passierte in Hinterkaifeck. Auch dort "verschwanden" Akten. Und bei dem Mord in Rombach handelte es sich zudem um einen Vorfall in einer ohnehin sehr schwierigen Zeit, der vielleicht auch deshalb "unter den Tisch gekehrt" wurde, um politische Spannungen zu vermeiden.
Die Sache mit dem Leerlauf... Puh, keine Ahnung. Vielleicht ist es dort abschüssig. Im Schwarzwald und sonstigen bergigen Gegenden geht es ja manchmal kilometerweit mehr oder weniger steil bergab. Vielleicht fuhr der Wagen, der ja nicht mit unseren heutigen Fahrzeugen vergleichbar ist, mit Standgas und die Leute glaubten, er würde im Leerlauf fahren...?
Ich denke, grundsätzlich verhält es sich mit dieser Art Vorkommnisse immer gleich: So sehr man sich auch an die Fakten halten möchte, so viel wurde im Laufe der Jahre dazugedichtet.

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